Vom O-Bein bei Säuglingen entwickelt sich die Beinachse über ein X-Bein bei heranwachsenden Kindern bis zum „normalen“ Verlauf bei Erwachsenen. Nicht in jedem Alter ist die Abweichung der Beinachse also korrekturbedürftig.
Wenn die physiologische Entwicklung der Beinachse gestört ist, besteht die Möglichkeit, mit einem kleinen operativen Eingriff weiteres Fehlwachstum aufzuhalten und in vielen Fällen sogar zu korrigieren. Dies ist umso wichtiger, da das wachsende Skelett versucht, Fehlwachstum an anderen Stellen auszugleichen, sodass auch zunächst nicht betroffene Skelettabschnitte dann Fehlstellungen entwickeln können. Mit einer sogenannten „Wachstumslenkung“ (Epiphysiodese) zum richtigen Zeitpunkt lassen sich so wesentlich größere Operationen im Erwachsenenalter häufig vermeiden.
Ein kleines Plättchen reguliert die Beinachse
Zu unterscheiden ist eine "Wachstumslenkung" von einer "Wachstumsbremsung". Eine "Wachstumsbremsung" dient dazu, bei einer Beinlängendifferenz das längere Bein am Wachstums zu hindern und ist aus unserer Sicht nur in sehr seltenen Fällen das richtige Behandlungskonzept. Meist hat das zu kurz gebliebene Bein auch eine Fehlstellung, die dann unbehandelt bleibt, es tritt ein Verlust an Körpergröße ein und das Endergebnis ist wesentlich unpräziser als bei einer Verlängerung der verkürzten Seite.
Je nachdem welche Wachstumsfuge (Epiphyse) betroffen ist, kann vorübergehend ein kleines Plättchen an den Knochen angebracht werden. Dieses Plättchen blockiert das Wachstum der Fuge auf dieser Seite des Knochens, bis sich die Beinachse durch das Wachstum auf der anderen Seite des Knochens ausgerichtet hat. Danach wird das Plättchen wieder entfernt.
Der Zeitpunkt für eine Wachstumslenkung muss genau berechnet werden, da für diesen kleinen, ambulanten Eingriff meistens nur ein kleines Zeitfenster offen steht – eine Chance für Kinder, die man ggf. nicht verpassen sollte.