Wie funktioniert der voll implantierbare Distraktionsmarknagel FITBONE?
Im Inneren des von der Fa. Wittenstein intens (Igersheim) hergestellten Implantats befindet sich ein vollständig eingekapselter, elektromotorischer Antrieb. Die Energieübertragung zu dem Antrieb erfolgt über eine unter der Haut gelegene Antenne durch Auflage eines Senders. Es ist also keine Kabelverbindung erforderlich und die Haut ist nach der Operation vollkommen geschlossen. Das kleine externe Steuergerät kann problemlos transportiert werden und ermöglicht eine sichere, bedarfsgerechte Steuerung des Implantats. Fehlfunktionen wie eine ungewollte oder unkontrollierte Verlängerung sind absolut ausgeschlossen. Der eingebaute Antrieb entwickelt erhebliche Kräfte und ist dazu in der Lage, den Knochen gleichmäßig in beliebig kleinen Schritten auseinander zu ziehen, was für eine gute Knochenneubildung besonders wichtig ist. Der Dehnungsvorgang selbst ist völlig schmerzlos und wird von dem Patienten nicht wahrgenommen. Lediglich die Anspannung der Weichteile und der Druck auf die Gelenke können bei größeren Verlängerungsstrecken schmerzhaft werden. Wesentlich günstiger ist auch das kosmetische Ergebnis, da die längste Narbe nur ca. 2cm lang ist und im Normalfall fast unsichtbar verheilt.
Was kann der voll implantierbare Distraktionsmarknagel FITBONE?
FITBONE-Implantate können Verlängerungen bis 80 mm durchführen und verfügen über modernste Antriebstechnik und Kontrollfunktionen. Darüber hinausgehende Verlängerungen erfordern einen operativen Zwischenschritt. Besonders wichtig ist, dass mit der auf das FITBONE-System abgestimmten, am ZEM-Germany entwickelten Planungstechnik (Reverse-Planning-Method) und einer minimal invasiven Operationstechnik auch Fehlstellungen (0- und X-Beine) sowie Drehfehler gleichzeitig vollständig korrigiert werden können, was derzeit mit keinem anderen Implantat in vergleichbarer Genauigkeit möglich ist. Sogar langstreckige Knochendefekte z. B. nach Unfällen oder Knochentumoren sind mit dem FITBONE-System und somit ohne externen Fixateur behandelbar. Wenn sowohl Ober- als auch Unterschenkelverlängerungen durchgeführt werden sollen, werden in der Regel jeweils ein voll implantierbarer Distraktionsmarknagel in den Ober- und ein weiterer Distraktionsmarknagel in den Unterschenkel platziert. Beide Implantate können über einen einzigen, kleinen Hautschnitt unterhalb der Kniescheibe eingebracht werden, der parallel zu den Hautfalten später fast unsichtbar verheilt. Da die Verlängerung sowohl am Ober- als auch am Unterschenkel jeweils mit 1 mm/Tag abläuft, kann so das gesamte Bein mit 2 mm/Tag verlängert werden, was zu einer wesentlichen Verkürzung der Gesamtbehandlungszeit führt.
Wann wird der voll implantierbare Distraktionsmarknagel FITBONE eingesetzt?
Wann immer eine Verlängerung mit oder ohne weitere Korrekturmaßnahmen durchzuführen ist und der zu behandelnde Knochen einen Marknagel aufnehmen kann, ist ein FITBONE-Distraktionsmarknagel eine vorteilhafte Option. Dies gilt sowohl für einseitige als auch für beidseitige Verlängerungen der Beine aber auch der Oberarme.
Einseitige Verlängerungen können nach Knochenbrüchen erforderlich werden oder wenn der Knochen im Längenwachstum zurückgeblieben ist. Beidseitige Verlängerungen sind bei Kleinwuchs wie z. B. der Achondroplasie, dem Turner-Syndrom oder dem Silver-Russell-Syndrom medizinisch indiziert. Bei Menschen, die sich lediglich zu klein fühlen und bei denen keine krankhaften Veränderungen bestehen, kann ebenfalls eine beidseitige Verlängerung der Beine mit dem FITBONE-System vorteilhaft vorgenommen werden. Die Kosten für die gesamte Behandlung sind in diesen Fällen aber von dem Patienten selbst zu tragen. Auch bei langstreckigen Knochendefekten, sei es als Unfallfolge oder nach der Entfernung von gutartigen oder bösartigen Knochentumoren, kann der voll implantierbare Distraktionsmarknagel FITBONE eingesetzt werden, um den fehlenden Knochen wieder aufzubauen.
Kann der FITBONE-Distraktionsmarknagel auch bei Kindern verwendet werden?
Sowohl am Ober- als auch am Unterschenkel kann der FITBONE-Distraktionsmarknagel auch bei Kindern etwa ab dem 10. Lebensjahr eingesetzt werden, wenn z. B. die Beinlängendifferenz so groß wird, dass der Schuhausgleich die Mobilität zu stark behindert. Die Indikationsstellung muss aber in jedem Einzelfall streng geprüft werden. Am vorteilhaftesten ist der Ausgleich von Beinlängendifferenzen nach Abschluss des Längenwachstums, was bei Mädchen etwa mit 15 Jahren und bei Jungen etwa mit 16 Jahren der Fall ist, da dann die Vorgabe der Gegenseite unveränderlich vorliegt.
Wie werden beidseitige Beinverlängerungen mit dem FITBONE-Distraktionsmarknagel durchgeführt?
Bei beidseitigen Verlängerungen sind verschiedene Vorgehensweisen möglich. Für den Patienten am einfachsten ist die seitengetrennte Verlängerung, da immer ein Bein uneingeschränkt belastbar und die Mobilität am wenigsten eingeschränkt ist. Um Zeit zu sparen wird häufig eine gleichzeitige oder zumindest überlappende Behandlung beider Seiten gewünscht. Nach der ersten Operation an Ober- und Unterschenkel einer Seite folgt frühestens 1 Woche später, besser aber im Abstand von 4 bis 6 Wochen die andere Seite. Dem Zeitgewinn und der effektiven Möglichkeit der gleichzeitigen Krankengymnastik beider Beine bei einer beidseitigen Beinverlängerung steht als Nachteil gegenüber, dass man zumindest für einen Teil der Behandlung deutlich eingeschränkt und auf fremde Hilfe sowie einen Rollstuhl angewiesen ist, da bis zur Knochenverfestigung kein Bein unbegrenzt belastbar ist. Die Operation an beiden Ober und Unterschenkeln im Rahmen einer einzigen Operation geht mit einem deutlich erhöhten Embolierisiko einher und wird deshalb in unserem Zentrum nicht durchgeführt.
In welchen Varianten gibt es den FITBONE-Distraktionsmarknagel?
Die zugrundeliegende Technik ist bei allen FITBONE-Distraktionsmarknägeln gleich. Immer ist ein elektromotorischer Hochleistungsantrieb in das Implantat integriert, der von einer zuverlässigen, handlichen Elektronik mit Energie versorgt und digital gesteuert wird, sodass Fehlfunktionen ausgeschlossen sind.
Die am häufigsten implantierte Variante ist der Teleskopmarknagel (TAA), mit der Ober- und Unterschenkelverlängerungen und Achsenkorrekturen möglich sind. Auch Oberarmverlängerungen können mit diesen Implantaten vorteilhaft durchgeführt werden. Ein besonderes Highlight – einzigartig in Deutschland – stellt die Behandlung einer hohen Hüftluxation dar. Bei diesen Fällen, bei denen das Bein aufgrund eines fehl- oder nicht ausgebildeten Hüftgelenkes am Becken keinen Halt findet, kann der FITBONE TAA das Bein in eine korrekte anatomische Position bringen, sodass anschließend ein Hüftgelenksersatz in regelrechter Position möglich wird.
Eine Besonderheit stellt die solide Langlochvariante (SAA) des FITBONE dar, die am Oberschenkel in ausweglos erscheinenden Situationen bereits in vielen Fällen hervorragende Behandlungsergebnisse gebracht hat und nicht nur verlängert, sondern auch Knochendefekte biologisch schließen kann. Aus diesem Grund kommt diese Variante hauptsächlich bei schweren, unfallgeschädigten Knochen oder extremen, angeborenen Fehlbildungen zum Einsatz.
Weitere Varianten wie der FITBONE-FSA, der einige Vorteile beider Systeme in sich vereint und bei Knochendefekten und Verkürzungen an Ober- und Unterschenkel zum Einsatz kommt sind speziellen Situationen vorbehalten, für die bisher überhaupt keine Implantate zur Verfügung standen.
Besondere Anwendung findet der FITBONE-Distraktionsmarknagel in Kombination mit sogenannten Wachstumsprothesen (MUTARS) bei Kindern. Bösartige Knochentumore (Knochenkrebs, Osteosarkome, Ewingsarkome) treten hauptsächlich in Gelenknähe im Wachstumsalter auf. Bei den betroffenen Kindern muss das eigene Gelenk meist entfernt und durch eine Gelenkprothese ersetzt werden. Da das andere Bein weiter wächst, entsteht eine Beinlängendifferenz, die es auszugleichen gilt. Bisher war dies nicht möglich, sodass diesen Kindern ein Leben lang unförmiges Schuhwerk oder entstellende Operationen zugemutet werden musste. Der FITBONE Distraktionsmarknagel kann sowohl die Prothese (Xpand) aber auch den verbliebenen Knochen (BioXpand) verlängern, eine Innovation aus dem ZEM-Germany in Zusammenarbeit mit der Fa. Implantcast (Buxtehude) die den betroffenen Kindern völlig neue Perspektiven eröffnet.
Welche Komplikationen sind bei einer Verlängerung mit FITBONE-Distraktionsmarknägeln möglich?
Jede Beinverlängerung im Erwachsenenalter ist mit einer operativen Durchtrennung des Knochens, einer nachfolgenden Stabilisierung und einer Distraktion verbunden. Auch wenn das FITBONE-System nach unserer Erfahrung die sicherste Behandlungsoption darstellt, ist ein Restrisiko in sehr seltenen Fällen nicht vollständig auszuschließen. Risiken allgemeiner Art sind Nachblutungen, Gefäß- und Nervenverletzungen, Funktionsstörungen, Wundheilungsstörungen und Thrombosen. Insbesondere bei jeder Art der Marknagelung besteht zudem das Risiko einer Lungenembolie, da das Fettmark aus dem Inneren der Röhrenknochen verdrängt wird. Obwohl das Risiko einer Infektion im Verlauf einer Verlängerungsbehandlung mit externem Fixateur deutlich höher ist, kann es, so wie nach jeder Operation, auch bei der Implantation eines Distraktionsmarknagels zu einer Infektion kommen. Unter Umständen muss dann sogar der Knochen zumindest vorübergehend von außen stabilisiert werden. Derartige Komplikationen sind im ZEM-Germany extrem selten und liegen weit unter 0,1 %. Bedeutsamer ist eine verminderte Knochenneubildung vor allem am Unterschenkel, da hier die Durchblutung des Knochens durch den geringen Weichteilmantel insbesondere im vorderen Bereich reduziert ist. Falls sich kein tragfähiger Knochen ausbildet, muss etwas Knochenweichsubstanz aus dem Beckenkamm in das Regenerat „eingeimpft“ werden, wonach sich dann innerhalb von 6 Wochen der Knochen verfestigt. Diese Maßnahme kann vor allem bei vorgeschädigten Knochen oder Rauchern in bis zu 15 % der Fälle notwendig werden.
Wie kann der FITBONE gesteuert werden?
Der FITBONE-Distraktionsmarknagel wird von außen durch die geschlossene Haut mit Energie versorgt. Besonders vorteilhaft ist, dass die Energieversorgung völlig störungsfrei ist. Das bedeutet, dass weder Ihr Handy noch andere elektronische Geräte die Verlängerung beeinflussen können. Im Vergleich zu magnetisch angetriebenen Marknägeln (Precice) ist das Steuergerät handlich und leicht, weil keine Magnete erforderlich sind und die Ankopplung funktioniert auch bei einem etwas kräftigeren Weichteilmantel immer zuverlässig. Auch ist der FITBONE das einzige Implantat, bei dem der Patient eine unmittelbare Kontrolle hat, ob der Verlängerungsvorgang tatsächlich stattgefunden hat. Zusammengefasst bieten FITBONE Implantate mit ihren Steuerungs- und Kontrollfunktionen ein Maximum an Sicherheit und Komfort.