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Zentrum für Extremitätenchirurgie München
Prof. Dr. Dr. med. R. Baumgart

Geschichte des FITBONE

Die Anfänge

Erste Beobachtungen, dass ein Knochen unter Zug wachsen kann, gehen auf den deutschen Arzt Bernhard von Langenbeck (1810-1887) zurück. Er ahnte bereits, dass dies einmal eine bedeutungsvolle Behandlung werden könnte. Dem russischen Arzt Gawriil Ilisarow (1921-1992) ist es zu verdanken, dass aus diesen Beobachtungen letztendlich eine etablierte Behandlungsmethode wurde, die weltweit Verbreitung gefunden hat:

Lebendes Gewebe wird metabolisch sowohl auf biosynthetische, als auch auf proliferative Weise aktiviert, wenn es einem langsamen, stetigen Zug ausgesetzt wird, ein Phänomen, das von der Vaskularität und dem funktionellen Gebrauch abhängt.

Dieses sinngemäß übersetzte Zitat von Ilisarow aus dem Jahr 1990 beschreibt die Grundlagen der Kallusdistraktion, der Erzeugung von Knochengewebe im Distraktionsspalt. Ilisarow verwendete Ringe, die außen um Arme oder Beine gelegt und mit vielen Drähten durch die Weichteile den Knochen stabilisieren. Durch Gelenke und Spindeln sind die Ringe miteinander verbunden und können so den Knochen in alle Richtung führen und auch verlängern. Ilisarow erarbeitete über Jahrzehnte die Grundlagen der Methode und erzielte beachtliche Behandlungserfolge, die in den 80er Jahren auch in der westlichen Welt bekannt wurden. Krumme Beine werden gerade, kurze Beine werden lang – der Methode schienen zunächst keine Grenzen gesetzt. Den fantastischen Ergebnissen stehen aber die Nachteile der externen Fixation mit permanenten Weichteilirritationen durch die Drähte gegenüber. Schmerzhafte Infektionen und unschöne Narben sind die Folgen. Trotzdem werden auch heute noch Ringfixateure in vielen Kliniken verwendet.

Gawriil Ilisarow (1991)

Gawriil Ilisarow (1991)

© Prof. Dr. med. Bernd-Dietmar Partecke, G.A. Ilisarow (1991), CC BY-SA 3.0

Moderne Technik setzt sich durch

Seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es immer wieder Bemühungen, die Vorteile der Kallusdistraktion mit den Erkenntnissen moderner westlicher Medizin zu verbinden. Im Vordergrund stand dabei die Marknageltechnik, die sich zunehmend in der Frakturversorgung durchsetzte. Erste Distraktionsmarknägel wurden von Götz und Schellmann (1975) sowie von Baumann und Harms (1977) beschrieben. Zur Verlängerung war aber immer eine Verbindung nach außen erforderlich, sodass diese Technik nicht weiter verfolgt wurde. Im Jahr 1978 stellten Witt und Jäger erstmals ein voll implantierbares Distraktionssystem, das seitlich an dem Knochen angebracht war, vor. Die technischen Voraussetzungen waren aber damals unzureichend, sodass keine sichere Funktion gewährleistet war. Ein voll implantierbarer Distraktionsmarknagel wurde von Baumgart und Betz im Jahr 1988 erstmals klinisch erfolgreich eingesetzt und seit dem kontinuierlich weiter entwickelt.

FITBONE-System

FITBONE-System

Die Geburtsstunde des FITBONE

Die technische Weiterentwicklung des ersten motorisierten Distraktionsmarknagel erfuhr unter dem Namen FITBONE einen wesentlichen Schub als 1998 der deutsche Unternehmer Dr. Manfred Wittenstein mit großem persönlichen Engagement Interesse an dieser innovativen Idee zeige und das Tochterunternehmen Wittenstein intens gründete. Hier wurde konsequent in enger Zusammenarbeit mit dem ZEM-Germany unter der Regie von Roman Stauch, Chefingenieur und später Geschäftsführer, die Zuverlässigkeit des Implantats auf nahezu 100 % optimiert und das Indikationsspektrum stetig erweitert. Im Frühjahr 2020 wurde das FITBONE-Projekt von dem amerikanischen Konzern Orthofix übernommen, der auf dem Gebiet der Extremitätenkorrekturen und Verlängerungen mit externen Fixateuren bereits über viel Erfahrung verfügt und gute Voraussetzungen für die klinische Verbreitung mitbringt. Derzeit ist FITBONE weltweit das einzige Implantat mit elektromotorischem Antrieb zur Distraktionsbehandlung mit dem breitesten Anwendungsspektrum.

Das ZEM-Germany am Stiglmaierplatz in München

Das ZEM-Germany am Stiglmaierplatz in München

Das ZEM-Germany und seine Erfolge

Nach 20-jähriger Tätigkeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München gründete Prof. Baumgart 2006 das ZEM-Germany, um die Entwicklung und klinische Anwendung von Distraktionsmarknägeln voranzutreiben. Es ist das erste Zentrum in Deutschland, dass sich ausschließlich auf Extremitätenkorrekturen und Rekonstruktionen insbesondere auf die Beinverlängerung spezialisiert hat. Durchschnittlich werden hier pro Jahr 100 Verlängerungsbehandlung mit FITBONE Implantaten durchgeführt, sodass inzwischen mit nahezu 2000 Implantationen weltweit die größte Erfahrung auf diesem Gebiet vorliegt. Daneben sind es aber auch eine Vielzahl anderer Korrekturoperationen sowie Knochendefektbehandlungen nach Unfällen oder nach der Entfernung von Knochentumoren, bei denen innovative Technik zum Einsatz kommt. Neue Planungstechniken, wie die Reverse-Planungs-Methode (RPM) und neue Instrumente wie das patentierte Tube II-System, das eine minimal invasive Implantation von Marknägeln ermöglicht, wurden hier entwickelt. Weltneuheiten wie die erste „biologische Wachstumsprothese“ bei Kindern mit Knochentumoren oder Hüftdistalisierungen, die bei einer hohen Hüftluxation die Implantation einer Hüftendoprothese in anatomischer Position ermöglichen, wurden im ZEM-Germany erstmals klinisch eingesetzt und eröffnen völlig neue Perspektiven für die Betroffenen. Daneben ist das ZEM-Germany aber auch Schulungszentrum für Operateure aus aller Welt, die neue Operationstechniken lernen möchten. Seit der Gründung im Jahr 2006 haben bereits über 50 Operateure das ZEM-Germany besucht.

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